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Ingenieur der Stasi



Im Herbst 2021 besuchte ich das Bundesarchiv Koblenz.


Beim Lesen von Dokumenten bekam ich mit, wieso ich im Bundesland Sachsen von Polizei, Verfassungsschutz wie auch über Medien (RTL) bespitzelt werde. Auf Grundlage des Verbrechensbekämpfungsgesetzes G-10 von 1968/2001 wird meine Post ständig überwacht, entfernt oder frei erfundene Amtsschreiben in meinen Briefkasten geworfen. Dasselbe passiert auch mit meinen Telefon- und Internetverbindungen. Gründe sind bei der Abwehr einer drohenden Gefahr für die freiheitliche demo-kratische Grundordnung zu suchen. Dagegen wurden meine in guten Glauben gestellten Anzeigen bei Staatsanwaltschaften abgewehrt. Diese Vorgehensweise deutet auf die Anwendung der Zusammenarbeitsrichtlinie Geheimdienste mit Polizei und Staatsanwaltschaften in Staatsschutzangelegenheiten vom 26. Juli 1970.


Die Notstandsgesetze sind in Wirklichkeit ein Notstand an Demokratie. In den 1980er-Jahren schlich sich das Wort „operativ“ heimlich, still und leise in die Polizeiliteratur. Die Rechtsschutzgarantie wird missachtet, da die Betroffenen die polizeilichen Tätigkeiten nicht erkennen. Bei Menschenhandel oder Rauschgift kann die Polizei nicht auf Anzeigen von Geschädigten warten, da ist eine Vorverlagerung der Bekämpfung angeraten. Seit 1949 gilt durch Befehl der Alliierten in Deutschland die Trennung von Polizei und Geheimdiensten. Nur im 1990 neugegründeten Land Sachsen arbeiten beide Behörden in einem Objekt. Hier zeigt sich auch, dass mafiös-verschworene wie auch politisch-motivierte Personen durchaus mit Respekt in Justiz, Polizei, Verfassungsschutz und Regierung arbeiten können.


Der Begriff „geheimer Ingenieur der Stasi“ ist vermutlich Anlass für die Anwendung des Notstandsgesetzes G-10.

Vor langer Zeit, im Jahr 2002 teilte mir ein Rechtspfleger vom Amtsgericht mit, dass Gerüchte im Umlauf wären, ich wäre ein „geheimer Ingenieur der Stasi“ gewesen und Ärger mit der Justiz wäre vorprogrammiert. Ich bin weder ein Ingenieur noch war ich bei der Stasi. Die Bezeichnung hat auch weniger mit den Bürgerinnen und Bürgern der DDR zu tun. Entstanden ist der Begriff bei Geheimdiensten und Polizei im früheren Westdeutschland. Sie meinten damit die Sprengstoffspezialisten der Terrorgruppe RAF. Damals waren sich die Ermittler einig, das Wissen für die Herstellung von Sprengstoffen und Bomben stammt aus der DDR. Deswegen wurden die Sprengstoffbastler als „geheime Ingenieure der Stasi“ bezeichnet. Nach Einsicht in Akten des Bundesarchivs Koblenz spürten Polizeischüler der Forschungs- und Entwicklungsstelle für Polizeitechnik der Polizei-Führungsakademie Münster-Hiltrup, ab 1973 über Sendeanlagen des ZDF im Inland und über die Deutsche Welle weltweit Bombenbastler, RAF-Sympathisanten etc. auf. In einem „Energieprogramm“ wurden bei Energieunternehmen die Kundendaten mit anderen Behörden abglichen. Hinter den herausgefilterten Personen vermutete die Polizei untergetauchte RAF-Mitglieder.


Warum wurde ich als RAF-Bombenbauer eingestuft?

Ich habe noch nie eine Straftat begangen. Ich bin nicht gewaltbereit oder von radikalen politischen Strömungen abhängig. Nach Auskunft der Bundesbehörde für die Stasiunterlagen existiert über die Familie Junghans weder eine Opferakte noch eine Täterakte. Vielleicht manipulierte die Polizei einen Eintrag in Bezug zu meiner damaligen Beschäftigung. Im März 1981 nahm ich bei meinen älteren Bruder eine Beschäftigung als Maschinenbauer auf. Die Gewerberäume lagen rund 250 Meter von einem Sprengstoffanschlag entfernt. Mit Karbid wurde vor der Bezirksverwaltung der Polizei im Frühjahr 1980 ein sowjetischer Panzer in die Luft gesprengt. Im Herbst 1980 später fand mein Bruder bei der Neueinrichtung seiner Firma ein Schusswaffenversteck. Zum Schweißen benutzten wir in der Firma einen Karbid-Schweißgasentwickler und lagerten ständig Karbid. Der Vorbesitzer, eine Medizintechnikfirma, hinterließ rund 16 kg Quecksilber. Quecksilber ist geeignet zum Bauen von Bomben, aber bis 1989 wollte keine DDR-Behörde das brisante Material entgegennehmen. Wir dachten schon an eine Stasi-Falle, aber wir kannten höhere Kriminalbeamte und hatten nichts zu befürchten.


Im Juni 1985 wurde ich in einem Eisenacher Hotel von einem massiven Polizeiaufgebot überprüft. Ich sah einen gesuchten Heiratsschwindler sehr ähnlich. Zum Glück war ich einen Kopf kleiner als der Doppelgänger. Die Polizisten erwarteten vermutlich den RAF-Terroristen Wolfgang Grams, der über die nahe Grenze illegal in den Osten einreisen wollte.


Genauso kann es sein, dass unbequeme Menschen, die in der DDR-Waffenproduktion arbeiteten, im verborgenen über das G-10 Gesetz kontrolliert werden. Schließlich drängt Russland auf Einhaltung der 50-jährigen Schweigepflicht der sowjetischen Streitkräfte in der DDR. 1994 zog ich mit meiner Familie von Chemnitz in die ehemalige NVA-Stadt Frankenberg. Erst zehn Jahre später erfuhr ich, dass in Frankenberg bis Herbst 1989 mit Sprengstoffen hantiert wurde. Ehemalige Entwicklungshelfer erzählten mir, wie schnell fahrende Personenzüge mithilfe von kleinsten Bomben entgleisen. Nach Recherchen in Archiven wurden in der Ingenieurhochschule Mittweida, in der TU Karl-Marx-Stadt und in der SED-Hochschule Mittweida Ingenieur-technische Waffenausbildungen bzw. paramilitärische Ausbildungen durchgeführt. Der DDR-Ministerrat beschloss 1986 in Frankenberg die Material-Technische Versorgung der Nahrungsgüterwirtschaft Fachbereich Elektronik zu gründen. Offiziell wurden elektronische Steuerungen für das Nährmittelwerk „Ring“ in Mittweida entwickelt. Nach Archivunterlagen handelt es sich hierbei um eine kleine Stasi-Firma mit nur wenigen Mitarbeitern. Damit unauffällig die höheren Stasi-Gehälter gezahlt werden konnten, wurden reichlich Fachdirektor-Stellen geschaffen. Entwickelt wurden angeblich elektronische Steuerungen für Sprengstoffanschläge auf Backmittelbasis mit den Hauptabnehmern PLO und Kuba. Bereits im Herbst 89 verließen die Mitarbeiter die Firma.


Erwähnenswert ist auch das Gelände der Barkas-Werke Frankenberg. Ich wohnte direkt nebenan. Nach Archivunterlagen wurden bei Investitionen zwischen 1977 bis 1985 Umweltleistungen in DM-Millionenhöhe bezahlt, aber die Volkswagen AG, die Deutsche Babcock und weitere Firmen verbauten keine Umwelttechnik. Von dem illegal erworbenen Geld spendeten die Westfirmen auserwählten SED-Funktionären Volvos oder VW-Santanas. Wegen Nichteinhalten des Umweltschutzes bezahlten die Barkas-Werke monatlich hohe Strafen. Nach 1990 wurde das verseuchte Gelände nicht saniert, stattdessen benutzten Alt-Stasi ein Gebäude als Migrationsheim für aus Prag kommende Prostituierte. Mit meinen Wohnungsumzug 1994 flog ein illegales Bordell in Frankenberg auf und das besagte Wohnheim geschlossen. Die gut erschlossene Region an der Autobahn lockt Menschenhändler wie auch Mafiosi an. Hier existiert auch ein Durchgangslager für Drogen.


Ich finde, es ist extrem menschenverachtend, dass 1.400 Polizistinnen und Polizisten täglich meine Post öffnen dürfen und meine Telefon- und Internetverbindungen ausspähen. Und das seit über 20 Jahren. Das G-10 Gesetz erlaubt verdeckte Ermittler und Vertrauenspersonen auf mich anzusetzen. Diese Personen verkehren mit Terroristen oder treffen sich mit Typen, die im Dunkelfeld des Menschenhandels oder Drogenkriminalität sich bewegen. Ich hatte merkwürdige arabische Geschäftskunden in Berlin nach den Anschlägen vom 11. September 2001 gemeldet. Ich wunderte mich, wieso ein extra geschaltetes Hinweistelefon zum islamistischen Terror nicht funktionierte und keine Behörde ermittelte. Selbst dem sächsischen Parlament war es egal gewesen. Es scheint so, als hätte die Polizei selbst an der Telefonleitung manipuliert, um die eigenen VE und VP zu schützen. Auch den Anschlag von Djerba im April 2002 mit vielen toten Menschen aus Deutschland und Frankreich hat wohl die hoch dotierte Deutsche Polizei zu verantworten. Meine an den Generalbundesanwalt gesandte Zeugenaussage, dass die Terroristen möglicher an diesen Tag an der Synagoge mich erwarteten, wurde auf dem Postweg abgefangen. Statt zu ermitteln, sollte ich wegen Abgabe von irrationalen Hinweisen von der Justiz mundtot gemacht werden. Der besagte Brief an die Bundesanwaltschaft hätte nicht abgefangen werden dürfen, da die Strafprozessordnung Vorrang hat. Ein BKA-Beamter vom Staatsschutz darf nach dem BKA-Gesetz sowieso keine Gerichtsverfahren eigenmächtig einleiten. Ähnlich erklärt sich der Vorrang des Schutzes von verdeckten Ermittlern und Vertrauenspersonen, als das spätere NSU-Mordtrio 2001 am Rande eines Frankenberger Parkplatzes kampierte und niemand sich für mein Wissen interessierte.


Für mich ist es klar, dass über das G-10 Gesetz die Polizei an der Kommunalwahl 1999 in Frankenberg manipulierte. Später wurde mithilfe des G-10 Gesetzes der FDP-Ortsverband ohne den amtierenden FDP-Kreisvorsitzenden oder mich zu fragen, aufgelöst. Bereits 1968 stimmte die FDP als einzige Partei gegen die Notstandsgesetze. Nur mit Öffnung meiner Firmenpost konnte die Polizei im Mai 2000 an der Vergabe einer Ausschreibung für den Neubau des Bundeskanzleramtes in Berlin manipulieren. Durch ständiges Ausspähen stellte am 18. Januar 2003 die Polizei ein Fahrzeug mir zur Verfügung, damit am 20. Januar ein Mordanschlag auf der Autobahn bei Nürnberg verübt werden konnte. Auch brauche ich mich nicht zu wundern, wieso ich an manchen Abenden um mich herum Feuerwerk gezündet wird. Es sind wohl hartnäckige Bombenbauer, die mit dem Notfallgesetz G-10 mich ausspähen.


Matthias Junghans





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